Verstopfung oder auch Obstipation ist ein Thema, über das nur ungern gesprochen wird, dabei ist fast jeder Mensch im Laufe seines Lebens mindestens einmal davon betroffen.
Gerade ältere oder pflegebedürftige und bettlägerige Menschen leiden häufig unter Obstipation. Verstopfung ist dabei nicht nur unangenehm, sondern kann weitreichende und schwere Konsequenzen mit Sicht ziehen, wenn ihr nicht vorgebeugt und sie nicht schnellstmöglich behandelt wird. Die Obstipationsprophylaxe in der Pflege, besonders aber in der Altenpflege ist daher ein Thema, das für Betroffene und Pflegepersonen bedeutungsvoll ist. Welche Ziele die Obstipationsprophylaxe verfolgt, welche Maßnahmen es in der Obstipationsprophylaxe gibt, wie die Obstipationsprophylaxe in der Pflege generell aussieht und vieles mehr erfahren Sie bei uns.
Obstipationsprophylaxe: Was ist eine Obstipation?
Bevor wir uns mit den Prophylaxen gegen Obstipation beschäftigen, müssen wir erst einmal wissen, was eine Obstipation ist. Obstipation ist der medizinische Fachbegriff für die Verstopfung, also das erschwerte Stuhlentleeren. Die Obstipation selbst ist keine Erkrankung, kann aber im Rahmen anderer Grunderkrankungen auftreten oder eine generelle Funktionsstörung des Körpers aufzeigen. Besonders ältere und bettlägerige Menschen sind immer wieder von einer Verstopfung betroffen.
Definitionsgemäß wird von einer Verstopfung gesprochen, wenn die Darmentleerung über einen längeren Zeitraum seltener als dreimal die Woche stattfindet. Ziel der Obstipationsprophylaxe ist es also, die Verdauung anzuregen und eine Verstopfung zu vermeiden. Dafür werden Maßnahmen zur Obstipationsprophylaxe ergriffen, die individuell auf die Betroffenen zugeschnitten sind.
So gibt es etwa die Obstipationsprophylaxe bei Bettlägerigen, die sich speziell auf bewegungseingeschränkte und immobile Patienten konzentriert, die Obstipationsprophylaxe umfasst aber auch andere pflegerische Maßnahmen. Alle Maßnahmen der Obstipationsprophylaxe sind in der Pflegeplanung individuell festzuhalten und müssen gründlich dokumentiert werden.
Obstipationsprophylaxe: Risikofaktoren und Ursachen
Obstipation kann jeden Menschen betreffen und manchmal ist eine Ernährungsumstellung, beispielsweise bei einer Reise in ein fremdes Land, schon ausschlaggebend für eine Verstopfung. Der Körper muss sich in diesem Fall erst an eine Ernährung gewöhnen, die sich in den meisten Fällen von der daheim unterscheidet. Weitere Risikofaktoren und Ursachen einer Obstipation sind:
- Eine zu geringe Flüssigkeitsaufnahme: Durch eine zu geringe Flüssigkeitszufuhr wird der Stuhl dick und hart, sodass der Stuhlgang deutlich erschwert wird.
- Eine ballaststoffarme Ernährung: Ballaststoffe helfen der Verdauung und sorgen für einen geregelten Stuhlgag. Sie sind in Vollkornprodukten, Obst und Gemüse reichlich vorhanden.
- Eine bewegungsarme Lebensweise: Der Darm muss sich bewegen, um den Stuhl zum Ausgang zu transportieren. Diese physiologische Bewegung wird auch Darmperistaltik genannt. Um sie in Gang zu halten, ist auch Bewegung im Alltag wichtig. Wer sich nur wenig bewegt und lieber auf der Couch liegt, wird schnell merken, dass der Darm träge wird.
- Ein hektisches Leben voll Stress: Stress und Hektik schlagen nicht nur auf die mentale Gesundheit, auch der Darm leidet darunter. Regelmäßige Entspannungszeiten, die beispielsweise mit einem Spaziergang in der Natur verbunden werden können, tun nicht nur der Seele, sondern auch einem trägen Darm gut.
- Ein regelmäßiges Unterdrücken des Stuhldrangs: Wird der Stuhldrang unterdrückt, befindet er sich zu lange im Enddarm. Das hat zur Folge, dass ihm Wasser entzogen und er härter wird. Dadurch erschwert sich die Entleerung deutlich.
Obstipationsprophylaxe: Symptome einer Obstipation erkennen
Wie bereits erwähnt, wird von einer Obstipation dann gesprochen, wenn sich der Darm über einen längeren Zeitraum seltener als dreimal in der Woche entleert. Ist dies der Fall, liegt das Leitsymptom einer Verstopfung vor. Hinzu kommen noch folgende Symptome:
- harter und klumpiger Stuhl
- starkes Pressen, um Stuhl abzusondern
- auch nach dem Stuhlgang bleibt ein Gefühl der Völle zurück, der Bauch fühlt sich hart und blockiert an
Obstipationsprophylaxe: Gefahren einer Verstopfung
Obstipation sollte nicht auf die leichte Schulter genommen, sondern viel mehr beobachtet werden. Neben dem unangenehmen Gefühl und Bauchschmerzen kann es durch das harte Pressen auch zu Hämorrhoiden und Analfissuren am Darmausgang kommen. Diese können mit starken Schmerzen verbunden sein, sodass Betroffene Angst vorm Stuhlgang haben können und es vermeiden, Stuhl abzusetzen. Dadurch geraten sie in einen Teufelskreis, aus dem sie nur schwer wieder herauskommen.
Das Entleeren des Darmes hat zudem die Aufgabe, den Körper von Gift- und Schadstoffen zu reinigen. Eine Obstipation verursacht das Verbleiben dieser Schadstoffe im Körper und damit die Entstehung von Krankheiten. Auch die Gefahr eines Darmverschlusses mit schließlich lebensgefährlichen Komplikationen kann aus einer Obstipation entstehen, sodass ihr auf jeden Fall schon frühzeitig entgegengewirkt werden sollte.
Pflegerische Maßnahmen der Obstipationsprophylaxe
Anhand der Risikofaktoren und Ursachen einer Obstipation lassen sich die pflegerischen Maßnahmen der Obstipationsprophylaxe in drei große Kernthemen unterteilen:
1. Ernährung
Bei der Ernährung sollte auf eine ballaststoffreiche Kost und eine ausreichende Flüssigkeitsaufnahme geachtet werden. Wer Probleme mit der Verdauung hat, sollte am Tag also mindestens 1,5 Liter Wasser oder ungesüßten Tee zu sich nehmen. Zudem gibt es eine ganze Reihe an Lebensmitteln, die der Verdauung zuträglich sind, sie fördern oder ihr sogar auf die Sprünge helfen. Dazu zählen:
- Kefir und Joghurt: Die Inhaltsstoffe sind im höchsten Maße darmfreundlich und unterstützen ihn in seiner natürlichen Tätigkeit
- Obst, Gemüse und Salat: Sie enthalten Vitamine und Ballaststoffe und halten so die Darmtätigkeit aufrecht
- Trockenobst wie Pflaumen, Datteln und Feigen: Sie wirken leicht abführend und haben einen hohen Ballaststoffgehalt
- Leinsamen, Chiasamen, Flohsamen, (Weizen-)Kleie: Sie haben die Eigenschaft, im Darm aufzuquellen und somit das Darmvolumen auf natürlichem Wege zu vergrößern. Wichtig hierbei ist, dass genügend Flüssigkeit aufgenommen wird, denn sonst kann der gesundheitsfördernde Aspekt schnell ins Gegenteil umschlagen und gerade zu einer Verstopfung führen. Die Faustformel hierzu lautet: pro Esslöffel Samen oder Kleie mindestens 200 ml Flüssigkeit.
Wer zu Verstopfung neigt, sollte zudem den Konsum bestimmter Lebensmittel meiden oder gar komplett einschränken. Dazu zählen Kuchen und weißes Mehl, Schokolade in jeglicher Form und schwarzer Tee, der stopfend wirken kann.
2. Bewegung
Sofern es körperlich möglich ist, ist regelmäßige Bewegung ein wichtiger Punkt in der Obstipationsprophylaxe. Spaziergänge, Radtouren oder andere körperliche Aktivitäten regen die Peristaltik des Darmes an und sorgen für einen regelmäßigen Stuhlgang. Die Obstipationsprophylaxe bei bettlägerigen Menschen in Form von Bewegung gestaltet sich durch kleine Bewegungsübungen, die den Darm in Gang bringen können. Leichtes Bauchtraining oder das gezielte Bewegen der Beine kann hier schon Wunder wirken.
3. Gewohnheiten
Gewohnheiten und Rituale sind in vielen Bereichen des Lebens wichtig für den Menschen. Auch der Darm kann an ein solches Ritual gewöhnt werden und sich trainieren lassen. Um einen regelmäßigen Stuhlgang zu bekommen, ist es also ratsam, jeden Tag etwa zur gleichen Uhrzeit für den Stuhlgang zur Toilette zu gehen. Wer seinen Stuhldrang regelmäßig verschiebt oder unterdrückt, sollte sich dieses Verhalten schnellstmöglich abgewöhnen.
Zudem ist es für viele zur Gewohnheit geworden, Probleme beim Stuhlgang oder Stuhlgang allgemein als Tabu anzusehen. Das ist gesundheitsschädigend. Beschwerden sollten direkt beim Arzt angesprochen werden, um gemeinsam an einer Lösung zu arbeiten.
Gut zu wissen: Stuhlgang ist nicht jeden Tag nötig. Alle zwei Tage ist völlig ausreichend.