Demenz, Flüssigkeitsmangel, Medikamente: Die Gründe für eine Desorientierung sind vielfältig und steigen mit dem Älterwerden. Dabei ist die Situation für alle Beteiligten schwierig und stellt eine Ausnahmesituation dar.
Auch wenn in einigen Fällen eine Desorientierung nicht völlig aufgehoben werden kann, so gibt es dennoch Maßnahmen zur Desorientierungsprophylaxe, die es für den betroffenen Menschen, aber auch Angehörige und Pflegepersonen angenehmer machen können, mit diesen Zuständen der Verwirrtheit umzugehen. Welche das sind und wie Sie aktiv gegen Desorientierung vorgehen können, erfahren Sie bei uns.
Desorientierungsprophylaxe in der Pflege
Die Desorientierungsprophylaxe in der Pflege, besonders aber die Desorientierungsprophylaxe in der Altenpflege ist eines der zentralen Themen im Umgang mit älteren und pflegebedürftigen Menschen. Verwirrtheitszustände können zu Abwehrverhalten und aggressiven Handlungen sich selbst, aber auch anderen Personen gegenüber führen. Wut, Frustration und Trauer sind ebenfalls gängige Gefühle, wenn die Außenwelt nicht zu dem Empfinden der eigenen Gedankenwelt passt.
Während der Alltag also wie gewohnt stattfindet, erleben desorientierte Menschen ihre Umwelt anders und reagieren mit Unverständnis und Ärger, aber auch Angst und Verzweiflung darauf. Wichtig hierbei ist also vor allem das behutsame Begleiten von Betroffenen in Phasen der Desorientierung. Es macht keinen Sinn, gegen das Erlebte der Betroffenen zu argumentieren. Viel wichtiger ist es, den Betroffenen in seinem Empfinden zu validieren, ihm zuzustimmen, Verständnis und Geduld zu zeigen und im Rahmen dieser Erfahrung Gefahren von ihm abzuwenden.
Wie sehen in der Desorientierungsprophylaxe die Maßnahmen konkret aus?
In der Pflege von desorientierten Patienten ist zu unterscheiden, ob es sich um einen vorübergehenden Verwirrtheitszustand handelt oder im Rahmen einer demenziellen Erkrankung die Desorientierung im Laufe der Zeit zunimmt. Die Maßnahmen zur Desorientierungsprophylaxe sind zudem in der Pflegeplanung genau zu dokumentieren.
1. Ausreichende Flüssigkeitszufuhr
Einer der größten Faktoren in der Desorientierungsprophylaxe ist die Sicherstellung einer ausreichende Flüssigkeitszufuhr. Wird dem Körper Flüssigkeit entzogen, treten neben Kopfschmerzen und anderen Symptomen auch Verwirrtheitszustände auf. Etwas zu trinken sollte also immer ausreichend vorhanden und jederzeit zugänglich sein. In jedem Zimmer ein Glas mit Wasser (oder einem anderen Getränk) aufzustellen, kann also helfen, ans Trinken zu denken und somit eine Exsikkose und damit einhergehende Desorientierung verhindern.
2. Gehirnjogging
„Wer rastet, der rostet.“ – dieser Ausspruch gilt nicht nur für die körperliche Fitness, sondern auch für die geistige. Mit Rätseln und Denksportaufgaben kann das Gehirn aktiv bleiben. Auch Abwechslung im eintönigen Alltag oder das Erlernen eines neuen Hobbys können dafür sorgen, dass das Denken länger leichtfällt und nicht einrostet.
3. Missverständnisse ausräumen
Mit steigendem Alter nehmen Sehkraft und Hörfähigkeit oft ab. Viele Menschen sind zu stolz, das zuzugeben oder verdrängen es. Es kann also zu Missverständnissen kommen, weil etwas nicht verstanden oder übersehen wird. So entsteht schnell der Eindruck, dass ein älterer Mensch verwirrt ist, obwohl das gar nicht stimmt. Sind also mögliche Missverständnisse aus dem Weg geräumt? Stimmen die Lichtverhältnisse? Was für jüngere Menschen auch bei schummriger Beleuchtung gut sichtbar ist, kann für einen älteren Menschen durch fehlendes Licht unsichtbar werden.
4. Die Zeit im Blick behalten
Schon einfache Hilfsmittel wie ein Abreißkalender und eine funktionierende Uhr können helfen, im Hier und Jetzt zu bleiben und sich zurechtzufinden, wenn die Verwirrung versucht, Oberhand zu gewinnen. Als Angehöriger ist es zudem ein Leichtes, das Jahr entsprechend zu gestalten, um auch hier das Zeitgefühl nicht zu verlieren. Saisonale Dekorationen oder Aktivitäten wie Plätzchen backen im Winter oder Ostereier anmalen im Frühjahr, machen nicht nur Spaß, sondern helfen dabei, die Zeit einzuordnen. Auch bei der Ernährung kann auf saisonale Lebensmittel zurückgegriffen werden. Sie liefern einen guten Anhaltspunkt zur Orientierung. Auch Rituale, die ein Leben lang zur gleichen Zeit durchgeführt wurden, unter anderem das Lesen der Tageszeitung, dienen der Orientierung.
5. Unnötige Veränderungen vermeiden
Ältere oder demenziell erkrankte Menschen tun sich oft schwer mit Veränderungen. Sie finden sich nicht mehr zurecht oder sind deutlich verwirrt. Sofern es möglich ist, sollte die gewohnte Umgebung dementsprechend unberührt bleiben, um eine Desorientiertheit zu vermeiden. Wenn die eigenen vier Wände auch noch im Alter ein gewohnter Rückzugspunkt sind, dann sollten sie so eingerichtet bleiben, wie der Betroffene es gewohnt ist. Steht der Umzug in ein Pflegeheim an, so sollten geliebte Gegenstände mitgenommen werden. Viele Einrichtungen erlauben es ihren Bewohnern, ein Pflegezimmer mit persönlichen Gegenständen, etwa dem geliebten Sessel, einzurichten.