Jeder Mensch hat Bedürfnisse, die sich in Bedürfnisse körperlicher, mentaler und emotionaler Art einteilen lassen. Der Verlust bzw. die Vernachlässigung dieser Bedürfnisse kann zum sogenannten Phänomen der Deprivation führen.
Besonders ältere und / oder pflegebedürftige Menschen leiden häufig darunter, wenn nicht frühzeitig Maßnahmen zur Deprivationsprophylaxe durchgeführt werden. Welche Maßnahmen das sind und alles Wissenswerte rund um die Deprivationsprophylaxe in der Pflege und in der Altenpflege erfahren Sie hier bei uns.
Deprivationsprophylaxe: Was versteht man unter dem Begriff der Deprivation?
Der Ursprung des Begriffes Deprivation liegt in dem lateinischen Wort „deprivare“. Es bedeutet übersetzt „berauben“ und versteht das Phänomen des Wegbrechens von Gewohnheiten oder Eigenschaften.
Zu unterteilen ist die Deprivation in drei große Gruppen:
1. Die soziale Deprivation
Soziale Kontakte werden verringert, Freundschaften und Bekanntschaften brechen beispielsweise durch Krankheit oder Tod weg.
2. Die sensorische Deprivation
Der Verlust von körperlichen Fähigkeiten, wie der körperlichen Fitness, oder auch der Verlust der Sehkraft oder des Hörsinns.
3. Die emotionale Deprivation
Hier sind vor allem vernachlässigte Kinder und Babys gemeint.
Bei älteren und pflegebedürftigen Menschen beziehen sich die Deprivationsprophylaxen in der Pflege also insbesondere auf die ersten beiden Gruppen.
Deprivationsprophylaxe in der Pflege: Was sind die Gründe der Deprivation?
Gerade ältere und vor allem pflegebedürftige Menschen müssen sich oft mit Situationen arrangieren, die eine Deprivation begünstigen. Hierzu zählen beispielsweise:
- weniger Zeit im Kreise der Familie oder mit Freunden und Nachbarn, weil es zunehmend schwieriger wird, Kontakte zu pflegen
- Verlust von geliebten Menschen, insbesondere dem Partner
- körperliche Einschränkungen, die mit einem Verlust der Selbstständigkeit einhergehen
- körperliche Schwäche durch vermehrt auftretende Erkrankungen
- Verlust körperlicher Fähigkeiten und des Gedächtnisses
- Umzug in eine Pflegeeinrichtung und somit Änderung des sozialen Umfeldes
Deprivation erkennen und richtig reagieren
Menschen, die ihr gewohntes Leben nicht mehr so führen, wie sie es jahrelang gewohnt waren, reagieren auf unterschiedlichste Art und Weise. Trauer, Enttäuschung, Frust und Wut sind dabei ebenso häufige Reaktionen wie Unsicherheit und Resignation. Einige fühlen sich benachteiligt und andere verlieren ihren Antrieb oder haben Angst, am Leben nicht mehr wie gewohnt teilnehmen zu können. Um Konflikte zu vermeiden, ist es wichtig, zu verstehen, dass diese Gefühle Reaktionen auf das Erlebte sind. Sie zielen nur selten auf Angehörige und Pflegepersonen ab und sollten daher nicht als Angriff verstanden werden.
Maßnahmen der Deprivationsprophylaxe
Pflegemaßnahmen zur Deprivationsprophylaxe sind dazu gedacht, Konflikte zu vermeiden. Sie zielen darauf ab, die Ursachen der Deprivation und die damit verbundenen Begleiterscheinungen abzumildern oder sogar ganz zu verhindern. Die Deprivationsprophylaxe und ihre Maßnahmen sind dabei so einfach anwendbar, dass Sie als Angehöriger, aber auch andere nahestehende Personen die Möglichkeit haben, sie in den Alltag des pflegebedürftigen Menschen einzubinden. Um die Maßnahmen gut durchführen zu können, sollte die Deprivationsprophylaxe in die Pflegeplanung eingebettet werden. So ist für alle an der Pflege beteiligten Personen klar nachzuvollziehen, welche Maßnahmen ergriffen werden.
Der Alltag des pflegebedürftigen Menschen sollte so gestaltet sein, dass es gar nicht erst zur Deprivation kommt. Eine abwechslungsreich gestaltete Umgebung und ein strukturierter Tagesablauf, der feste Gewohnheiten beinhaltet, sind das A und O. Ferner sollten sensorische Reize gezielt auf Augen, Ohren, Nase, Mund und Haut einwirken. So spürt der pflegebedürftige Mensch seinen Körper und nimmt sich als Teil der Umwelt wahr. Soziale Kontakte sind der letzte Pfeiler in der Deprivationsprophylaxe und lassen die Betroffenen wieder an der Außenwelt teilnehmen.
Einige Beispiele der Deprivationsprophylaxe sind:
- Die Planung eines strukturierten Tagesablaufs mit festen Elementen und Gewohnheiten, die Sicherheit vermitteln
- Regelmäßiger Kontakt zur Familie oder anderen Angehörigen, beispielsweise in Form einer festen Telefonzeit oder eines festen Tages, an dem Sie sich treffen
- Regelmäßige Bewegung, vor allem an der frischen Luft, um zum einen die körperliche Fitness aufrechtzuerhalten oder zu verbessern, zum anderen aber auch, um aus dem häuslichen Umfeld zu kommen und etwas Anderes zu sehen
- Lebensfreude erhalten oder wiederherstellen durch die Ausübung oder das Erlernen eines geliebten Hobbys, die Haltung etablieren, sich auch selbst etwas Gutes zu tun
- Leichte Aufgaben im Alltag, um das Gefühl zu verstärken, dass die pflegebedürftige Person noch gebraucht wird